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„Verteidigung gegen den politischen Gegner“
Zum 25. Todestag des ersten "Strauß-Archivars" Ernst Günther Kray

Die Sammlung Kray im ACSP: Ernst Günther Kray baute im Auftrag von Franz Josef Strauß in der CSU-Landesleitung eine umfassende Dokumentation auf. Anfragen zu Strauß-Zitaten und politischen Aussagen konnten so zügig und vor allem auch gerichtsfest beantwortet werden.

Collage von Fotos aus der Sammlung Kray, von links: Marianne Strauß mit ihrer Mutter Ilse Zwicknagl und Bundeskanzler Konrad Adenauer nach der Trauung in Rott (1957), mit Prinzessin Diana (1987) , mit seinem Vater Metzgermeister Franz Strauß (ca. 1918)

Collage von Fotos aus der Sammlung Kray, von links: Marianne Strauß mit ihrer Mutter Ilse Zwicknagl und Bundeskanzler Konrad Adenauer nach der Trauung in Rott (1957), mit Prinzessin Diana (1987) , mit seinem Vater Metzgermeister Franz Strauß (ca. 1918)

ACSP; ACSP, NL Strauß Slg Kray Foto 7-3-14, 12-3-1 und 1-1-6

Die in der CSU-Landesleitung unter dem Namen "Sammlung Kray" geführte Materialdokumentation wurde nach dem Tod von Franz Josef Strauß mit der Überlieferung des Parteivorsitzenden komplett an das Archiv für Christlich-Soziale Politik abgegeben. Der Zweck dieser Sammlung bestand in einer möglichst lückenlosen Dokumentation von Äußerungen von Strauß und zur Person Franz Josef Strauß. Sie diente auch dazu, die im politischen Tagesgeschäft erfolgten Angriffe auf den damaligen Parteivorsitzenden anhand der gesammelten Materialien zu entkräften bzw. den politischen Gegner mit eigenen Aussagen und Handlungsweisen zu konfrontieren. Die Sammlung weist einen Umfang von 83 laufenden Metern auf und erstreckt sich auf den Zeitraum zwischen 1953 und 1988.

Karteikarten Kray, Fundstelle "das schönste Amt der Welt"

Karteikarten Kray, Fundstelle "das schönste Amt der Welt"

Flümann; ACSP

Franz Josef Strauß

Franz Josef Strauß hat die Bayerische Identität geprägt wie kaum ein Politiker nach ihm. Sein überragendes Rednertalent und seine politische Begabung sicherten ihm bereits in den 1950er-Jahren die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der nationalen und internationalen Presse. Mit seinen volkstümlichen und wortmächtigen Reden lieferte er den Medien reichlich Stoff und Schlagzeilen, bot seinen politischen Gegnern jedoch auch immer wieder gern genutzte Angriffsflächen. Er sah sich besonders vom linken politischen Spektrum beständigen Angriffen ausgesetzt.

Redensammlung Strauß, Rubrik "Reden Allgemein" der Sammlung Kray im ACSP

Redensammlung Strauß, Rubrik "Reden Allgemein" der Sammlung Kray im ACSP

Flümann; ACSP

Die Sammlung

Die seit etwa 1968 im Auftrag von Franz Josef Strauß aufgebaute Materialsammlung zu seiner Person, die jedoch mittels Kopien auf zeitlich frühere Ereignisse zurückgreifen kann, umfasst vor allem Reden, Artikel und Interviews sowie eine Zeitungsausschnittsammlung zur Familie Strauß. Zu politischen Themen, Gegnern und Beziehungen zu anderen Staaten wurden ebenfalls Pressesammlungen angelegt. Des Weiteren existiert eine alphabetisch geordnete Zusammenstellung von Verfahren, die Franz Josef Strauß entweder als Kläger oder als Beklagten betreffen. Der Bereich Fotos und Fotoalben spannt einen Bogen von Aufnahmen aus der Jugendzeit und Portraits über Auftritte bei Veranstaltungen oder im Rahmen von Werksbesuchen bis hin zu den von Franz Josef Strauß unternommenen Auslandsreisen. Über 2.000 Reden liegen auch als Tonbandaufnahme vor. Bei Streitigkeiten um korrekte Zitate in der Presse wurden dann Abschriften der jeweiligen Rede gefertigt und Richtigstellungen erwirkt. Der inhaltliche Wert der Sammlung Kray liegt in ihrer unter dem Gesichtspunkt "Verteidigung gegen den politischen Gegner" erfolgten einmaligen Zusammenstellung von Informationen zur Person Franz Josef Strauß.

Ernst Günther Kray

Ernst Günther Kray

ACSP; ACSP, HA Knittel 87-1

Namensgeber Ernst Günther Kray

Ernst Günther Kray wurde am 13. Mai 1911 in Stralsund geboren und verstarb am 19. Februar 1993 in München. Nachdem er zwischen 1926 und 1932 eine Schulschiffsausbildung absolviert, Offiziersanwärter geworden, die Seefahrtsschule Lübeck und die Funkschule Bremen besucht hatte, ging er 1932 zur Kriegsmarine. Im Jahr 1936 zum 1. Leutnant zur See befördert, war er zwischen 1936 und 1937 als Offizier in der Kadettenausbildung tätig. Im April 1940 geriet Ernst Günther Kray in britisch/kanadische Kriegsgefangenschaft. Nach Deutschland zurückgekehrt arbeitete er 1947 bis 1948 bei der Wasserstraßendirektion in Koblenz und betrieb ab 1948 eine Schiffsmaklerei in Überlingen. Im Jahr 1956 trat er in die als Teilstreitkraft neu gebildete Bundesmarine ein. Zwei Jahre später 1958 wechselte er in das Bundesministerium für Verteidigung, in dem er, abgesehen von einer zweijährigen Unterbrechung zwischen 1960 und 1962 am Naval-War-College in Newport, bis 1964 seinen Dienst versah. Die letzten drei Jahre, 1965 bis 1968, war Ernst Günther Kray als Marine-Attaché in London bzw. als Militär-Attaché für Irland tätig. Im Jahr 1968 schied er aus dem aktiven Dienst der Bundeswehr aus.

Handschriftliches Manuskript von Franz Josef Strauß für einen Leitartikel im Bayernkurier anlässlich der Verfassungsklage Bayerns gegen den Grundvertrag vor dem Bundesverfassungsgericht 1973

Handschriftliches Manuskript von Franz Josef Strauß für einen Leitartikel im Bayernkurier anlässlich der Verfassungsklage Bayerns gegen den Grundvertrag vor dem Bundesverfassungsgericht 1973

ACSP; ACSP, NL Strauß Slg Kray A 73-12-3

Im selben Jahr fand er auf Vermittlung von Franz Josef Strauß eine Anstellung im Referat „Öffentlichkeitsarbeit“ der CSU-Landesleitung in München. Dort baute er in den folgenden Jahren die nach ihm benannte und im internen, wie auch im externen Geschäftsgang der Landesleitung oft als „Strauß-Archiv“ bezeichnete Sammlung auf und war dort bis 1988 tätig. Hans Günther Kray beteiligte sich dann an der Übergabe des Materials an das Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung und wirkte bis zu seinem Tod 1993 an einer ersten Sichtung des gesamten Materials mit, wobei er vor allem die in seiner Sammlung vorhandenen Fotos erfasste.

Die Sammlung Kray ist im Archiv für Christlich-Soziale Politik für die Forschung zugänglich.