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100. Geburtstag von Werner Dollinger
Als Evangelischer in der CSU prägend

Autor: Katharina Köhn, M.A.

Gründungsmitglied der CSU, Bundestagsabgeordneter, Landesgruppenvorsitzender, evangelischer Franke und Bundesminister. Werner Dollinger prägte die CSU und die junge Bundesrepublik.

Mit Franz Josef Strauß auf dem CSU-Parteitag "Gegen Inflation für Stabilität und Vernunft" 1972 in München

Mit Franz Josef Strauß auf dem CSU-Parteitag "Gegen Inflation für Stabilität und Vernunft" 1972 in München

Winfried Rabanus; ACSP; ACSP, Rabanus Winfried 3-9-7

Plakat zur Bundestagswahl 1961

Plakat zur Bundestagswahl 1961

ACSP; ACSP, Pl S 3691

"Hier in Franken … sind wir ja nicht weiß-blau-bayerisch, sondern deutsch … und dazu noch evangelisch." Werner Dollinger war die geeignete Persönlichkeit, um den Anspruch der CSU auf eine überkonfessionelle, gesamtbayerische Ausrichtung als Volkspartei glaubhaft zu vertreten. Im protestantisch dominierten Mittelfranken spielte der engagierte Christ, der als Unternehmer zudem in den entsprechenden Industrieverbänden profiliert und bekannt war, schon bald auch politisch eine aktive Rolle.

Werner Dollinger wurde am 10. Oktober 1918 als Sohn eines Kolonialwarenhändlers in Neustadt a.d. Aisch geboren. Nach dem Studium der Wirtschafts- und Staatswissenschaften und anschließender Promotion 1942 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach Kriegsende war er zunächst mit dem Wiederaufbau des elterlichen Unternehmens beschäftigt. Ein erstes politisches Bewusstsein war bereits durch den Vater Richard Dollinger geprägt worden, der Mitglied der Freien Demokraten war. Konrad Frühwald und weitere Mitstreiter konnten Werner Dollinger bewegen, sich aktiv in die Gründung der CSU in Neustadt a.d. Aisch einzubringen. Obwohl er als Stadt- und Kreisrat aktiv war, hatte er eine politische Karriere wie sie dann folgen sollte, für sich nicht vorgesehen. Als er 1953 als Kandidat zur Bundestagswahl antrat, geschah dies in der Überzeugung, nicht gewählt zu werden. Zu gut waren die bisherigen Ergebnisse der politischen Konkurrenz. Der Wahlerfolg und der Einzug in den Bundestag, dessen Mitglied er bis 1990 blieb, war für ihn selbst eine Überraschung.

"Ich halte das Wort von der "Bindung des freien Gewissens" für richtig, denn die Freiheit ist nicht grenzenlos, sie braucht eine ethisch-moralische Begrenzung. Diese ist für mich das Christentum, sind vor allem, ganz einfach ausgedrückt, die zehn Gebote des Evangeliums."


Der evangelische Franke konnte sich schnell innerhalb der CSU eine feste Position erarbeiten. Schon 1957 wurde er in den CSU-Landesvorstand bzw. das Präsidium gewählt. Den Vorsitz der CSU-Landesgruppe hatte er von 1961 bis 1962 inne. Dieses Amt gab er 1962 ab, um Bundesschatzminister zu werden.

Werner Dollinger auf dem CSU-Parteitag "Gemeinsam Deutschland in Ordnung bringen" 1983 in München

Werner Dollinger auf dem CSU-Parteitag "Gemeinsam Deutschland in Ordnung bringen" 1983 in München

Winfried Rabanus; ACSP; ACSP, Rabanus Winfried 39-9

Als Unternehmer war die Privatisierung staatlicher Unternehmen, die Förderung des Mittelstandes und der Selbständigkeit ein Anliegen, welches ihn über seine Amtszeit hinaus am Herzen lag. Der Wechsel in das Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen 1966 war daher nicht nur von Freude begleitet. Doch konnte sich Werner Dollinger schnell für das neue Amt erwärmen. Der Ausbau der Telefonanschlüsse war ihm auch unter wirtschaftlichen Aspekten wichtig. Sein größter Erfolg war aber die Einigung mit der DDR-Post über den innerdeutschen Postverkehr. Der Abschied als Bundespostminister fiel ihm daher 1969 schwer. In seine Amtszeit als Verkehrsministers von 1982 bis 1987 fielen der Weiterbau des Rhein-Main-Donau-Kanals und die Sanierung der Bundesbahn.

Der Heimat verbunden

Seiner Heimstadt und Mittelfranken blieb er in den Bonner Jahren stets eng verbunden, hier war er ebenso fest verwurzelt wie in seinem Glauben. Das Fundament seines politischen Handels war das offene Bekenntnis zu christlichen Werten und Traditionen. Von Anfang an war er aktives Mitglied im Evangelischen Arbeitskreis der CSU (EAK). Die Arbeit in der bayerischen Landessynode und der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verfolgte er mit großer Intensität. Innerhalb der CSU und auch überparteilich wurde seine Fähigkeit zu vermitteln und trotz größter politischer Differenzen in der Diskussion leidenschaftlich, aber fair zu bleiben überaus geschätzt.

Ein Interview mit Werner Dollinger finden Sie in: Geschichte einer Volkspartei - 50 Jahre CSU 1945-1995, Sonderausgabe der Politischen Studien, 1995, S. 538.