Ursula Männle begrüßt die zahlreichen Zuhörer.
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Franz Josef Strauß gehörte zweifellos zu den prägenden Politikern der Bundesrepublik Deutschland, deren Geschicke er mehr als 40 Jahre lang mitgestaltet hat. In seinen zahlreichen Ämtern und Funktionen spielte die Modernisierung Bayerns immer eine wesentliche Rolle. Die Hanns-Seidel-Stiftung erinnert im Jahr 2015 mit zahlreichen Veranstaltungen an Strauß, der am 6. September 2015 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
Dabei ist die wissenschaftliche Analyse, also die objektive und kritische Würdigung von Strauß, unverzichtbar. Aber erst eine Kombination aus wissenschaftlicher Distanz und persönlicher Nähe machen Person und Politik begreifbarer. So sind politische Wegbegleiter und Zeitzeugen eine unverzichtbare Quelle, sich Strauß anzunähern.
Otto Wiesheu skizzierte die Entwicklung Bayerns vom Agrarstaat zum Hightech-Land.
Otto Wiesheu skizzierte die Entwicklung Bayerns vom Agrarstaat zum Hightech-Land.
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Einer dieser Wegbegleiter ist der langjährige bayerische Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu, der in seinem Vortrag einen weiten historischen Bogen spannte und die Entwicklung Bayerns entlang verschiedener Entwicklungslinien aufzeigte. Der Wandel Bayerns vom reinen Agrar- zum Technologieland läuft fast parallel zur Entwicklung vom Nehmer- zum Geberland im Länderfinanzausgleich. Von 1950 bis 1987 bekam der Freistaat durchweg Geld aus dem Ausgleichstopf, seither hat Bayern ein Vielfaches gegeben. Eine Entwicklung, die ohne Strauß kaum denkbar ist.
Die von den bayerischen Ministerpräsidenten seit den fünfziger Jahren verfolgten Pläne, den Agrarstaat Bayern zu einem zukunftsorientierten Industriestaat zu entwickeln, fanden in Franz Josef Strauß einen wichtigen Fürsprecher. Durch eine starke Wirtschaft und die Modernisierung des Universitäts- und Wissenschaftsbetriebs sollte sich nach dem Willen von Strauß Bayern weiter zum Hightech-Land entwickeln. Der Einsatz von Strauß zum Beispiel für das Airbus-Programm belegte dieses Ziel. Der Aufbau einer modernen Luft- und Raumfahrtindustrie wurde in einen wissenschaftlich-technischen Gesamtzusammenhang gestellt. Dadurch sollte Deutschland auf diesem Gebiet den Anschluss an die Weltspitze wieder erreichen. Weitere mit Nachdruck verfolgte Themen waren eine moderne Energiepolitik als Grundlage einer langfristigen Industriepolitik, der Ausbau der Verteidigungsindustrie, des Automobil- und Maschinenbaustandortes und die Entwicklung der Infrastruktur. Der "Rohstoff Geist" war für Strauß der Schlüssel zu einer erfolgreichen Wirtschaftsentwicklung, so Wiesheu.
Wolfgang Piller (li.) und Otto Wiesheu im Gespräch
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Das anschließende Podiumsgespräch moderierte Dr. Wolfgang Piller. Er begleitete Franz Josef Strauß von 1979 bis zu dessen Tod als Persönlicher Referent, als Leiter des Ministerpräsidentenbüros und als Amtschef der Bayerischen Staatskanzlei. Im Dialog mit Wiesheu blieb neben wirtschafts- und technologiepolitischen Themen, auch Raum für die eine oder andere persönliche Anmerkung, wenngleich es zum Abschluss der Veranstaltung hieß: "Zwei Stunden sind viel zu wenig für einen Strauß!"