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Auslandsaufenthalte und Reisen

Eine weitere Möglichkeit, sich auf den Feldern der Außen-, Sicherheits-, Wirtschafts- und Deutschlandpolitik zu betätigen, boten die während der langen politischen Tätigkeit geknüpften Verbindungen zu Politikern und Persönlichkeiten im Ausland. Zu diesem Zweck nahm Franz Josef Strauß von 1952 -1988 Termine in 63 Ländern wahr, wobei er in späteren Jahren seine Reisen mit der Leidenschaft des Privatpiloten verbinden konnte. Hierbei handelte es sich entweder um Kurzbesuche von ein bis zwei Tagen oder um Rundreisen in Regionen wie etwa Afrika oder den Nahen Osten. Standen diese Termine im Ausland zunächst in Beziehung zu den verschiedenen Tätigkeiten als Bundesminister, so wurden sie in den folgenden Jahren durch Einladungen zu Vorträgen oder kulturellen Veranstaltungen, Teilnahme an Tagungen oder Kongressen, Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Funktion als Parteivorsitzender oder als Aufsichtsratsvorsitzender der Airbus Industrie ergänzt. Daneben kam es auch zu Treffen mit deutschen Politikern an deren ausländischen Urlaubsorten, wie etwa 1961 mit Bundeskanzler Adenauer in Cadenabbia oder 1973 mit dem neuen CDU-Parteivorsitzenden Helmut Kohl in St. Gilgen. Hinzu kamen noch als "Privatreisen" deklarierte Aufenthalte, die Franz Josef Strauß oftmals zu Gesprächen mit Mandats- und Funktionsträgern des jeweiligen Landes nutzte.

Dies war etwa bei den Besuchen der Leipziger Messe in den achtziger Jahren der Fall, bei denen er Fragen der deutsch-deutschen Beziehungen erörtern konnte. Solche Aktivitäten führten in einigen Fällen zu Irritationen von offizieller Seite und zu regem Medieninteresse, da sie mit den für Außenpolitik zuständigen Ministern teilweise nicht abgestimmt waren. Beispiele hierfür sind etwa der im Rahmen einer Karibikkreuzfahrt 1983 erfolgte Kurzbesuch in Grenada, das kurz zuvor von amerikanischen Truppen besetzt worden war, oder die 1984 erfolgte dreitägige Visite nach Albanien, mit dem es erst 1987 zu einem gegenseitigen Austausch von Botschaftern kam. Besonders spektakulär waren ferner eine zwei Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen erfolgte Reise von Franz Josef Strauß nach Israel 1963, das noch vor einem offiziellen Vertreter der Bundesrepublik arrangierte Treffen mit Mao Zedong in China 1975, die Annahme einer Einladung anlässlich des Jubiläums der Ankunft deutscher Siedler in Chile und eine damit verbundene Begegnung mit dem Chef der chilenischen Militärjunta General Pinochet 1977 sowie jene denkwürdige Reise nach Moskau 1987, die das von politischen Gegnern verbreitete Bild des reaktionären Politikers ins Wanken brachte.