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Energiepolitik

Der Erforschung und friedlichen Nutzung der Kernenergie wurde in der Nachkriegszeit national wie auch international ein hoher Stellenwert als zukunftsorientiertem Wissenschaftsbereich eingeräumt, sah man in ihr doch eine Alternative zu den bisher verwendeten Energieträgern Kohle, Öl und Wasserkraft. Die Euphorie jener Jahre gipfelte darin, innerhalb der Menschheitsgeschichte die Nutzung der Atomenergie mit der Erfindung des Feuers auf die gleiche Stufe zu stellen. Diese Begeisterung für die Kernkraft teilte Franz Josef Strauß mit führenden Politikern der Opposition, die ihrerseits die neue Technologie auch als Mittel zur Überwindung sozialer und gesellschaftlicher Konflikte betrachteten.

Als zuständiger Ressortminister war Franz Josef Strauß seit 1955 für den Ausbau und die friedliche Nutzung der Kernenergie zuständig. Die in seinem Ministerium erarbeiteten Vorschläge zielten zwar in erster Linie auf die Bereiche Forschung und Wissenschaft, schlossen aber auch energiewirtschaftliche Überlegungen mit ein, zumal die Nutzung der Kernenergie als eine Alternative zu den bisher verwendeten Energieträgern Kohle und Wasserkraft angesehen wurde. Franz Josef Strauß blieb auch später als Bundesminister, Abgeordneter, Bayerischer Ministerpräsident und als Parteivorsitzender dem Bereich Kernenergie verbunden. Immer wieder betonte er neben der rein energiewirtschaftlichen Komponente auch die umweltpolitische Bedeutung der Kernenergie bei der Reduzierung des sogenannten "Treibhauseffekts". Mit dieser Haltung forderte Franz Josef Strauß jene Aktivisten der sich seit den siebziger Jahren bildenden Umweltbewegungen heraus, die vor den Gefahren einer in ihren Augen unbeherrschbaren Technologie warnten. Für die Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern der friedlichen Nutzung der Kernenergie stehen sich hier beispielhaft die zum Teil gewaltsamen Proteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage im oberpfälzischen Wackersdorf und die Inbetriebnahme des bayerischen Kernkraftwerks Isar 2 gegenüber. In seiner im Zuge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor dem Bayerischen Landtag abgegebene Regierungserklärung zur Energiepolitik vom 17. Juli 1986 bekannte sich Franz Josef Strauß eindeutig zur Kernenergie und wies Forderungen nach einem Ausstieg aus dieser Technologie zurück. Trotzdem wurden unter seiner Amtszeit auch Anstrengungen unternommen, regenerative Energiequellen zu erforschen, zu entwickeln und auszubauen.

Energiepoltische Fragen spielten in den sechziger Jahren auch in seinem Wahlkreis Weilheim eine Rolle. Dort lag die Schachtanlage Penzberg, deren Existenz durch die von dem damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Otto Schedl eingeleiteten energiepoltischen Maßnahmen in Frage gestellt wurde. Von Franz Josef Strauß unternommene Anstrengungen, wenigstens soziale Härten bei der Schließung der Anlage zu lindern, konnten letztlich den Niedergang der oberbayerischen Kohleförderung nicht aufhalten und bestärkten ihn in der Auffassung, durch Nutzung der Atomenergie eine direkten Einstieg in moderne Technologienformen zu gewährleisten.

Besuch der Zeche Erin in Castrop-Rauxel anlässlich der Bundestagswahl 1980

Bernhard Jaraczewski; ACSP, NL Strauß Slg Kray Foto 2-7

CSU-Plakat zur Bundestagswahl 1980

ACSP; ACSP, Pl S 208